Es ist Dienstagmorgen, 8:47 Uhr. In einem unscheinbaren Bürogebäude in Aschaffenburg treffen sich ein Maschinenbauer aus der dritten Generation, eine KI-Spezialistin aus München und der Bürgermeister von Miltenberg. Thema: Wie kann künstliche Intelligenz helfen, die Produktion von Präzisionsteilen zu optimieren? Was vor zehn Jahren noch wie Science-Fiction geklungen hätte, ist heute Alltag am Digitalstandort Untermain.
Die Region zwischen Frankfurt und Würzburg hat sich still und leise zu einem bemerkenswerten Experimentierfeld für regionale Innovationsförderung entwickelt. Die Regionalmanagement-Organisation am Bayerischen Untermain entwickelt Strategien und Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts und fördert regionale Kompetenznetzwerke. Hier zeigt sich, wie traditionelle Wirtschaftsstrukturen und digitale Technologien nicht nur nebeneinander existieren, sondern echte Synergien schaffen.
Warum ausgerechnet der Untermain?
Der Untermain war schon immer ein bisschen anders. Geografisch günstig gelegen, industriell geprägt, aber nie wirklich im Rampenlicht. Genau das macht ihn jetzt interessant für regionale Innovationsförderung. Die Region hat etwas, was viele Großstädte verloren haben: den Mut zum Experimentieren, ohne dass gleich die halbe Republik zuschaut.
Die Digitalisierung am Untermain hat sich organisch entwickelt. Keine großen Ankündigungen, keine pompösen Digitalstrategien – sondern echte Probleme, die nach praktischen Lösungen suchen.
Cluster und Initiativen: Was bereits läuft
Ehrlich gesagt, ich war überrascht, wie viel hier schon passiert. Das Förderprogramm für digitale Innovationen am Untermain zeigt, dass regionale Innovationsförderung nicht immer die großen Töne braucht.
Nehmen wir das Beispiel des „Smart Factory Clusters Untermain“. Klingt hochtrabend, ist aber eigentlich ganz pragmatisch entstanden. Drei mittelständische Unternehmen aus Alzenau haben festgestellt, dass sie alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen: alternde Belegschaft, komplexere Kundenanforderungen, Kostendruck. Also haben sie sich zusammengetan und gemeinsam Automatisierungslösungen entwickelt.
Was dabei herausgekommen ist? Ein Netzwerk von mittlerweile 23 Unternehmen, die Wissen, Ressourcen und sogar Mitarbeiter teilen. Regionale Innovationsförderung funktioniert eben am besten, wenn sie von unten wächst.
Vernetzung: Wenn KMU auf Startups treffen
Die spannendsten Momente entstehen oft da, wo sich verschiedene Welten begegnen. Die Coworking Spaces am Untermain sind zu echten Kreuzungspunkten geworden.
Letzten Monat hab ich miterlebt, wie ein 28-jähriger Informatiker aus Berlin einem 55-jährigen Werkzeugmacher aus Großostheim erklärt hat, wie Machine Learning seine Qualitätskontrolle verbessern könnte. Beide haben dabei was gelernt – der eine über Produktionsrealitäten, der andere über digitale Möglichkeiten.
Diese Art der Vernetzung passiert nicht von selbst. Regionale Innovationsförderung muss dafür sorgen, dass solche Begegnungen überhaupt stattfinden können. Technologische Netzwerke und Kooperationen entstehen nicht im luftleeren Raum – sie brauchen Räume, Anlässe und manchmal auch einen kleinen Schubs.
Hochschulen als Transfermotor
Apropos Schubs – die Rolle der Bildungseinrichtungen wird oft unterschätzt. Die Technische Hochschule Aschaffenburg macht vor, wie Wissenstransfer in der Praxis funktioniert. Der Transfer von Wissen und Technologie aus Hochschulen ist ein bedeutender Motor für regionale Innovationen. Nicht durch abstrakte Forschungspapiere, sondern durch Studierende, die ihre Abschlussarbeiten direkt in regionalen Unternehmen schreiben.
Das Resultat: Junge Talente lernen die realen Herausforderungen der Wirtschaft kennen, Unternehmen bekommen frische Perspektiven und neue Ideen. Regionale Innovationsförderung wird so zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Ein Beispiel, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist: Ein Masterstudent hat für einen Metallverarbeiter aus Kahl eine App entwickelt, die Maschinenstörungen vorhersagt. Klingt simpel, spart dem Unternehmen aber geschätzt 40.000 Euro pro Jahr an Ausfallzeiten.
Kommunale Pilotprojekte: Klein anfangen, groß denken
Die Städte und Gemeinden am Untermain haben verstanden, dass regionale Innovationsförderung nicht immer Millionenprojekte braucht. Manchmal reicht schon ein gut durchdachtes Pilotprojekt.
Miltenberg hat beispielsweise ein digitales Testbed für Smart-City-Anwendungen eingerichtet. Nichts Spektakuläres – ein paar Sensoren für Luftqualität, intelligente Parkplätze, eine App für Bürgerservices. Aber die Erkenntnisse fließen direkt in die KI-Transformation der Wirtschaft ein.
Was mich beeindruckt: Die Stadt hat von Anfang an lokale Unternehmen eingebunden. Ein Aschaffenburger Softwarehaus programmiert die App, ein Hanauer Sensorhersteller liefert die Hardware. So entsteht nicht nur digitale Innovation, sondern auch regionale Wertschöpfung.
Infrastruktur: Mehr als nur Glasfaser
Klar, ohne schnelles Internet geht nichts. Aber regionale Innovationsförderung braucht mehr als nur technische Infrastruktur. Sie braucht auch Räume für Begegnungen, Werkstätten für Prototyping und – ganz wichtig – Orte zum Scheitern.
Das FabLab in Aschaffenburg ist so ein Ort geworden. Hier können Tüftler, Startups und etablierte Unternehmen experimentieren, ohne gleich große Investitionen zu tätigen. 3D-Drucker, Lasercutter, Elektroniklabor – alles da, um Ideen schnell und kostengünstig zu testen.
Mir ist neulich aufgefallen, wie oft hier abends noch Licht brennt. Da bastelt ein Rentner an einem Roboter für seinen Garten, nebenan entwickelt ein Team aus Frankfurt eine neue Drohnentechnologie. Diese Mischung macht die Atmosphäre aus – und treibt regionale Innovationsförderung voran.
Messbare Erfolge: Zahlen, die überzeugen
Regionale Innovationsförderung muss sich messen lassen. Die Bilanz am Untermain kann sich sehen lassen: In den letzten drei Jahren sind 47 neue Tech-Startups entstanden, 156 Patente wurden angemeldet und über 200 Kooperationsprojekte zwischen verschiedenen Unternehmen initiiert.
Besonders beeindruckend: Die Gründungsrate hat sich gegenüber 2020 verdoppelt. Das liegt nicht nur an den günstigen Büromieten, sondern vor allem am Ökosystem, das hier entstanden ist. Agenturen mit digitalem B2B-Schwerpunkt finden hier perfekte Bedingungen vor.
Erfolgsgeschichten aus der Praxis
Manchmal sind es die kleinen Geschichten, die zeigen, wie regionale Innovationsförderung wirklich funktioniert. Da ist zum Beispiel die Firma Präzitec aus Kleinostheim. Traditioneller Maschinenbauer, 45 Mitarbeiter, seit 1987 am Markt.
2022 stand das Unternehmen vor einer Herausforderung: Die Kunden verlangten nach smarter Fertigung mit KI-Integration, aber das Know-how fehlte. Über das regionale Innovationsnetzwerk fand Präzitec Kontakt zu einem Startup aus München.
Das Ergebnis: Gemeinsam entwickelten sie ein System zur vorausschauenden Wartung. Präzitec konnte seine Produktionseffizienz um 23 Prozent steigern, das Startup hatte einen ersten Referenzkunden. Beide profitieren bis heute von dieser Kooperation.
Fachkräfte: Das Herzstück der Transformation
Naja, bei aller Begeisterung für Technologie – ohne die richtigen Menschen läuft nichts. Der Fachkräftemangel ist auch am Untermain spürbar. Aber regionale Innovationsförderung kann hier gegensteuern.
Die Initiative „Digital Skills Untermain“ macht vor, wie’s geht. Weiterbildungsprogramme, die direkt an den Bedürfnissen der Unternehmen ausgerichtet sind. Ein Mechatroniker lernt Python-Programmierung, eine Bürokauffrau wird zur Datenanalystin, ein Schlosser beschäftigt sich mit Robotik.
Besonders clever: Die Programme finden oft in den Unternehmen selbst statt. So können die Teilnehmer das Gelernte direkt anwenden und die Arbeitgeber sehen sofort den Nutzen ihrer Investition.
Digitale Bildung: Früh übt sich
Regionale Innovationsförderung muss früh anfangen. Deshalb arbeiten immer mehr Schulen am Untermain mit lokalen Unternehmen zusammen. Technikvermittlung durch Videokommunikation macht komplexe Themen greifbar.
Ein Gymnasium in Alzenau hat ein Projekt gestartet, bei dem Schüler echte Probleme aus der Wirtschaft lösen. Nicht theoretisch, sondern praktisch. Sie entwickeln Apps, programmieren Roboter, analysieren Daten. Die Unternehmen bekommen frische Ideen, die Schüler verstehen, wofür sie lernen.
Politische Rahmenbedingungen: Was noch fehlt
Ehrlich gesagt, läuft nicht alles rund. Regionale Innovationsförderung braucht verlässliche politische Unterstützung. Die Förderlandschaft ist oft unübersichtlich, Antragsverfahren dauern zu lange, und manchmal scheitern gute Ideen an bürokratischen Hürden.
Was helfen würde: Ein „One-Stop-Shop“ für Innovationsfördertung, schnellere Entscheidungswege und vor allem mehr Mut zum Risiko. Nicht jedes Projekt wird erfolgreich sein – aber das muss okay sein.
Cybersecurity: Die unterschätzte Herausforderung
Ein Punkt, der oft übersehen wird: Cybersecurity bei der digitalen Transformation. Je vernetzter die Unternehmen werden, desto angreifbarer sind sie auch.
Regionale Innovationsförderung muss dieses Thema mitdenken. Am Untermain gibt es erste Ansätze: Ein Cybersecurity-Netzwerk, gemeinsame Sicherheitsstandards, geteilte Expertise. Aber da ist noch viel Luft nach oben.
Kommunikation: Erfolge sichtbar machen
Was nützt die beste regionale Innovationsförderung, wenn niemand davon erfährt? Bewegtbildlösungen für die Fördermittelkommunikation helfen dabei, Erfolgsgeschichten zu erzählen und andere zu motivieren.
Ein gut gemachtes Erklärvideo kann mehr bewirken als zehn Förderanträge. Es zeigt konkret, was möglich ist, und macht Mut zum Nachmachen.
Regionale Kooperationen: Über den Tellerrand blicken
Der Untermain existiert nicht im luftleeren Raum. Vernetzung als Innovationsmotor zwischen Mittelzentren wird immer wichtiger.
Kooperationen mit dem Rhein-Main-Gebiet, mit Würzburg, sogar mit München entstehen. Regionale Innovationsförderung heißt nicht, sich abzuschotten, sondern die eigenen Stärken in größere Netzwerke einzubringen.
Die Zukunft im Blick
Wo steht der Untermain in zehn Jahren? Wenn die aktuelle Entwicklung anhält, könnte aus der Region ein echter Leuchtturm für digitalen Fortschritt im Mittelstand werden.
Die Voraussetzungen sind da: Eine gesunde Mischung aus Tradition und Innovation, engagierte Menschen, pragmatische Politik und Unternehmen, die bereit sind, neue Wege zu gehen.
Regionale Innovationsförderung am Untermain zeigt, dass es nicht immer die großen Zentren braucht, um echte Veränderung zu bewirken. Manchmal reicht schon der Mut, das zu versuchen, was andere für unmöglich halten.
Lernen von anderen: Best Practices adaptieren
Interessant wird es, wenn man schaut, was andere Regionen richtig machen. Die Innovationsförderung im Silicon Valley ist nicht kopierbar – aber einzelne Elemente schon. Kurze Entscheidungswege, hohe Risikobereitschaft, enge Verzahnung zwischen Forschung und Wirtschaft.
Am Untermain entstehen eigene Lösungen für regionale Herausforderungen. Das ist der richtige Weg. Nicht blind kopieren, sondern intelligent adaptieren.
Ein Gedanke zum Schluss
Mir ist kürzlich aufgefallen, wie selbstverständlich hier mittlerweile über KI, Automatisierung und digitale Transformation gesprochen wird. In Gesprächen an der Supermarktkasse, im Sportverein, beim Bäcker. Diese Technologien sind nicht mehr abstrakt, sondern Teil des Alltags geworden.
Das ist vielleicht der größte Erfolg der regionalen Innovationsförderung am Untermain: Sie hat aus der Digitalisierung kein Elitenprojekt gemacht, sondern ein Gemeinschaftswerk. Jeder kann mitmachen, jeder kann profitieren, jeder kann beitragen.
Regionale Innovationsförderung funktioniert am besten, wenn sie nicht von oben verordnet wird, sondern von unten wächst. Der Untermain beweist: Es geht nicht darum, das nächste Silicon Valley zu werden. Es geht darum, die eigenen Stärken zu erkennen und mit digitalen Mitteln zu verstärken.
Vielleicht ist das die wichtigste Lektion: Innovation passiert nicht in den Schlagzeilen, sondern in den ungezählten kleinen Schritten engagierter Menschen, die ihre Region voranbringen wollen. Der Untermain macht es vor – leise, aber nachhaltig.